Berg mit Seele

Mitten im Herzen des Nationalparks Hohe Tauern ragt er aus einem Meer von Dreitausendern: Der Großglockner.

Zahlreiche Sagen und Legenden ranken sich um ihn. Doch mit seinen 3.798 m ist er weit mehr als der höchste Gipfel Österreichs und der Ostalpen. Er ist Kraftplatz und Mythos, der die Menschen seit Jahrhunderten in seinen Bann zieht und oft auch als „Bruder des Kailash“ bezeichnet wird. Neue Untersuchungen scheinen die Vermutung  zu bestätigen, dass auch er früher einmal von Wallfahrtswegen umrundet wurde, so wie es im asiatischen Raum üblich ist.

Verständlich, dass sich auch Alpinisten und Abenteurer seiner Magie nicht entziehen konnten. Fürstbischof Graf von Salm-Reifferscheid begleitete im Jahre1800 seine zweite Glockner-Expedition bis auf die Adlersruhe. Vier Männer davon konnten als Erstbesteiger bis auf den Gipfel gelangen und ein Kreuz setzen. Der Startschuss sozusagen, für den seit damals anhaltenden Run auf den begehrten Gipfelsieg. Ab 1852 begann der Lienzer Josef Mayr, mit der Unterstützung der Dorfbewohner von Kals, nach einem Anstieg von dort aus zu suchen und zwei Jahre später wurde von ersten Besteigungen berichtet.

Die Kosten für Nächtigung, Verpflegung und für die Bergführer in Kals waren geringer als in Heiligenblut. Das und die Entdeckung der kürzeren, direkten Verbindung zwischen „Glocknerleitl“ und „Ködnitzkees“ durch Julius Payer 1863 führten dazu, dass bereits 6 Jahre später 35 Gipfelbesteigungen von Kals aus, nur drei von Heiligenblut gegenüberstanden. Der Prager Kaufmann Johann Stüdl finanzierte die Errichtung der Stüdlhütte, die Neuorganisation des Kalser Bergführerwesens und die Errichtung eines Klettersteiges über den später nach ihm benannten „Südwestgrat“. Das drei Meter hohe und 300 kg schwere eiserne Kaiserkeuz  wurde am 2.Oktober 1880 von Kalser Bergführern am Gipfel aufgestellt.

„Pallavicinirinne, Stüdlgrat, Adlersruhe“…. Bergriffe, die Bergsteigerherzen auf der ganzen Welt höher schlagen lassen. Inzwischen werden am Großglockner jährlich immerhin über 5000 Gipfelbesteigungen verzeichnet. Trotzdem viel Platz und Lebensraum für Gämse und Murmeltier, Gänsegeier, Bartgeier und Steinadler. Darüber hinaus sind bis in die höchsten Gipfellagen verschiedene Schmetterlinge anzutreffen und eine der größten Alpensteinbockpopulationen der Hohen Tauern.